„Wir sind zu klein, um interessant zu sein.“ Dieser Satz fällt in vielen mittelständischen Unternehmen. Und er ist brandgefährlich. Denn gerade kleine und mittlere Unternehmen geraten immer stärker ins Visier von Cyberkriminellen.
Cyberangriffe treffen vor allem den Mittelstand
Laut einer Studie von Allianz Trade (2023) sind rund 50 % aller Cyberangriffe auf Unternehmen in Europa gegen KMU gerichtet1. Warum? Weil sie oft schlechter geschützt sind als Konzerne – und dennoch wertvolle Daten verarbeiten.
Warum KMU besonders anfällig sind
- Weniger IT-Sicherheitsressourcen im Haus
- Veraltete Infrastruktur oder unsichere Schnittstellen
- Wenig Awareness bei Mitarbeitenden
- Keine oder unzureichende Backup-Strategie
Cyberangriffe auf KMU verlaufen häufig still. Es geht nicht immer um Erpressung oder Datenklau – sondern oft um Spionage, Schwachstellensuche oder Weiterleitung von Angriffen auf Dritte.
Ein typisches Beispiel aus der Praxis
Ein Zulieferer im Maschinenbau mit 130 Mitarbeitenden bemerkte plötzlich unerklärliche Netzwerkzugriffe. Ursache war ein altes VPN-Tool mit bekannten Schwachstellen. Der Angriff erfolgte automatisiert, wurde aber erst nach Tagen erkannt. Die Folge: Ausfall von zwei Tagen Produktion und rund 80.000 Euro Schaden.
Woran erkenne ich ein hohes Risiko?
- Es gibt kein zentrales Patch-Management
- Zugriffsrechte sind historisch gewachsen und nie bereinigt worden
- Passwörter werden intern weitergegeben
- E-Mail-Filterung basiert nur auf Standardregeln
Was hilft wirklich?
🔒 Sicherheit zur Chefsache machen
IT-Sicherheit ist keine IT-Initiative. Sie braucht Unterstützung und Budget aus der Führungsebene.
🏋️ Klare Zuständigkeiten definieren
Auch ohne eigene IT-Abteilung muss geregelt sein, wer verantwortlich handelt – intern oder extern.
🎓 Mitarbeitende befähigen
Regelmäßige Awareness-Schulungen bringen mehr als jedes Tool. Der Faktor Mensch ist oft das schwächste Glied.
🛠️ Technische Basics umsetzen
Firewall, EDR, Multi-Faktor-Authentifizierung, segmentierte Netzwerke – diese Bausteine wirken auch in KMU.
📊 Monitoring und Reaktion
Angriffe passieren. Entscheidend ist, ob man sie früh erkennt und richtig reagiert.
Was bleibt hängen?
- KMU sind genauso attraktiv für Angreifer wie Großunternehmen
- Oft fehlen einfache Schutzmechanismen und Prozesse
- Technischer Schutz funktioniert nur mit klarer Verantwortung
- Schulungen sind Pflicht, nicht Bonus
- Jeder IT-Verantwortliche braucht ein Reaktionsszenario
IT-Sicherheit ist Unternehmenssache
Cyberkriminalität unterscheidet nicht nach Branche oder Betriebsgröße. Wer als Unternehmen denkt, nicht relevant zu sein, macht sich angreifbar. Der erste Schritt ist nicht Technik. Sondern ein Bewusstsein für das Risiko.
Footnotes
- Allianz Trade: Cyber Study 2023, https://www.allianz-trade.com ↩